Brauen als Hobby ?

Bierbrauen als Hobby, klingt verrückt nicht wahr ? Zugegeben, es ist natürlich einfacher zum nächsten Supermarkt zu fahren und sich dort eine Kiste, mit zig Werbemillionen hoch gelobter, fader Industriebrauße (Becks, Jever, Warsteiner, Krombacher, Bitburger, etc.) bzw. Geiz-ist-geil-Oettinger zu kaufen.

Woraus und vor allem aber WIE Bier hergestellt wird, das können sich heutzutage nur noch die wenigsten Menschen vorstellen. Das häusliche Brauen gehörte jedoch seit Braubeginn zum alltäglichen Lebens wie das Brotbacken. Eine entsprechende Grundausstattung zum Brauen war früher häufig Bestandteil der Aussteuer einer heiratsfähigen jungen Frau. Katharina von Bora zum Beispiel, Ehefrau des grossen Reformators Martin Luther, war für ihr Bier berühmt. Leider geriet das Brauen in der eigenen Küche im Laufe des 20. Jahrhunderts aufgrund gesetzlicher Vorschriften in Vergessenheit. Zum Glück wurden diese entsprechenden Bestimmungen Anfang der 1990er gelockert. So ist es nicht verwunderlich, daß im Zeitalter zunehmed immer gleicher schmeckender Fernsehbiere seit einigen Jahren immer mehr Menschen den Reiz eines selbstgebrauten Bieres wieder entdecken.

Was zählt ist, daß man das Bier nach seinen eigenen Gusto herstellen kann. Der Preis und der Arbeitsaufwand spielen nur eine untergeordnete Rolle. Am Ende hat man dann ein Bier, um das man von fast jedem Einzelnem im weiten Bekanntenkreis beneidet wird (denn wer kann schon sagen, daß er sein eigenes Bier braut). Den Heimwerkern unter den Hobbybrauern bietet dieses Hobby zusätzlich unendliche Möglichkeiten an ihrer Brauanlage nach eigenen Vorstellungen selber "herum zu schrauben".

Im Gegensatz zu den gewerblichen Brauerei sind Hobbybrauer an die strengen Regeln der Marktwirtschaft und des Reinheitsgebotes nicht gebunden (Hausbrauerprivileg). D.h. ein Hobbybrauer kann jedes Bier nachbrauen, auch wenn es nicht ganz konform mit den deutschen Gesetzen ist. Ein Hobbybrauer braut in erster Linie für sich selbst, d.h. ein Bier nach seinem persönlichen Geschmack. Daher ist er nicht gezwungen den "Kunden auf's Maul zu schauen", um ein Bier zu brauen, daß möglichst vielen Konsumenten schmeckt. Ein Selbstgebrautes hat außerdem den Vorteil, daß es noch alle Nährstoffe (Vitamine, Mineralien, etc.) enthält, da es nicht wie bei unseren gewerblichen Kollegen, aus Gründen der Haltbarkeit zu Tode gefiltert wurde.

Möglichkeiten Bier zu Brauen

Bier selber brauen ist prinzipiell nicht schwer. Das notwendige Basiswissen ist relativ leicht erlernbar. Für Jemanden der gerne kocht oder bäckt ist es nur ein kleiner Schritt vom Hobbykoch zum Hobbybrauer. Man benötigt nur entsprechende Grundkenntnisse und ein paar Geräte, die in fast jedem Haushalt zu finden sind. Der Rest unterliegt der eigenen Kreativität und Fantasie.

Für den Hobbybrauer gibt es zwei Grundarten sein eigenes Bier herzustellen: Bierkits bzw. Maischebrauen

a) Brauen mit Bierkits

Bierkits sind quasi die "Tütensuppen" für Hobbybrauer. Hierbei wurden einige Produktionsschritte im Braupozess bereits vorweggenommen. Bei diesem Verfahren wird fertiger Malzzucker (entweder als Pulver oder als Sirup) mit heißem Wasser auf die gewünschte Stammwürze verdünnt. Nach dem Abkühlen wird die Hefe hinzugefügt. (Bei ungehopftem Malzextrakt wird die so gewonnene Würze noch mit Hopfen gekocht bzw. es wird flüssiger Hopfenextrakt hinzugefügt.)

Vorteil:
Schnelles Ergebnis ohne größeren Aufwand. Gut geeignet für Einsteiger und zum ersten Ausprobieren.

Nachteil:
Die Qualität und der Geschmack des späteren Bieres können nur bedingt beinflußt werden.
Dem Ideenreichtum des Hobbybrauers sind dadurch Grenzen gesetzt.

b) Brauen nach dem Maischeverfahren

Beim Maischeverfahren kommen die bekannten Rohstoffe im Originalzustand zum Einsatz. Dieses Verfahren wird von den meisten erfahrenen Hobbybrauern sowie (hoffentlich) allen
gewerblichen Brauereien eingesetzt.

Vorteile:

Den Vorlieben und der Kreativität des Brauers stehen alle Türen offen. Als Hobbybrauer unterliegt man außerdem nicht dem Reinheitsgebot. Der Hobbybrauer kann, so er/sie will, diverse ausländische Biere ohne Bedenken nachbrauen. Die Heimwerker unter den Hobbybrauern können ihr Fable fürs Bauen, Schrauben, Sägen, etc. beim Bau einer Brauanlage ausleben (frei nach dem Motto: "Die Bohrmaschine im Nachbars Haus erspart den Zimmermann).

Nachteil(e):

Das Maischebrauen ist zeitintensiv (+/- 8 Stunden Minimum). Ab einer bestimmten Grösse können evtl. grössere Ausgaben durch Anschaffung einer entsprechenden Ausstattung entstehen (v.a. wenn das Know How zum selber bauen fehlt).